Fast jedes gestandene Unternehmen leistet sich heutzutage einen Imagefilm. Doch die Qualitätsunterschiede sind teilweise erheblich. Was unterscheidet eigentlich einen guten Imagefilm von schlechten? Andreas Lamoth und Frederic Leitzke, gemeinsam Geschäftsführer der Berliner Filmproduktionsfirma Editude Pictures, haben es uns erklärt.
Vor ein paar Wochen hat ein Imagefilm über einen Münchner Obststand für Aufsehen gesorgt. Was steckt dahinter? Satire auf gleichförmige und austauschbare Imagefilme?
Andreas: Satire ist mir da ehrlich gesagt ein bisschen zu negativ formuliert. Schließlich ist der Film total aufwändig und gut gemacht und er repräsentiert diesen kleinen Obststand perfekt. Die Bilder sind stark, der Sprecher gigantisch und der Protagonist ist auch unfassbar sympathisch und charismatisch.
Frederic: Ich denke eher, dass der Film zeigt, dass man das Konzept eines Imagefilms bis auf das kleinste Ein-Mann-Unternehmen herunter brechen kann. Es gibt ein ähnliches Beispiel von einer Dönerbude in Berlin-Kreuzberg. Die machen da aus ihrer Dönerbude ein Riesen-Ding – großes Kino für eine kleine Dönerbude. Man denkt erst, dass passt gar nicht zusammen, aber es funktioniert doch.
Es gibt in dieser Hinsicht aber auch grauenhafte Beispiele…
Andreas (lacht): Da fallen mir spontan die Rap-Versuche von BMW und der Polizei ein. Das sind ja im Prinzip auch Imagefilme bzw. Recruitment-Filme als Rap und Musikvideo aufbereitet.
Was gefällt Euch daran nicht?
Andreas: Die sind schon lustig, aber von unserem Standpunkt aus, gerade weil wir aus der Musik kommen, ist das grottenschlecht. Die Rückmeldungen im Netz sind ja auch verheerend – teilweise 95 Prozent schlechte Bewertungen auf Youtube. Ich habe das Gefühl, dass diese zum Teil gewollt schlechten Imagefilme in letzter Zeit ein bisschen Überhand nehmen.
Andererseits ist man danach im Gespräch…
Frederic: Klar, man sollte bei der Diskussion über „gut“ und „schlecht“ immer die Frage im Hinterkopf behalten, was die Produktion will. Viele zielen einfach darauf ab, im Netz geteilt zu werden. Klar geht das dann auch zulasten der Ernsthaftigkeit, aber was soll’s. Wenn du als kleines Unternehmen Aufmerksamkeit generierst, hast du auch schon etwas erreicht.
Aber was zeichnet denn einen qualitativ guten Imagefilm eurer Meinung nach aus?
Frederic: Das ist schwierig zu pauschalisieren. Es müssen einfach alle Zahnräder greifen. Schöne Bilder und ein geiler Sprecher nützen nichts, wenn ich das dann mit billiger, schlechter Musik unterlege. GEMA-freie Fahrstuhlmusik kann so viel kaputt machen. Die Musik, die Bilder, der Sprecher, der Schnitt – das alles muss sitzen. Dazu brauchst du eine Idee, die du knallhart und gnadenlos durchziehst – von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Andreas: Du darfst aber auch nicht vergessen, dass ein Imagefilms stark vom Protagonisten abhängt…
Inwiefern?
Andreas: Wenn du einen steifen Anzugtypen als Interview-Partner hast, der einfach trocken sein Unternehmen darstellt – das wird nicht ziehen. Wenn man aber drei, vier hübsche Mädels im Video hat, die noch einen kecken Spruch auf den Lippen haben, ist das sicher nicht von Nachteil. Aber auch der Obststand-Typ funktioniert super, weil er einfach so authentisch und sympathisch ist.
Frederic: Und es schadet auch sicherlich nicht, wenn der Stil der Produktionsfirma zum Stil des Unternehmens passt.
Was zeichnet euren Stil denn aus?
Frederic: Wir stehen für einen rauen, sehr urbanen Stil. Wir haben kein Schema X für einen Imagefilm oder Schema Y für einen Recruitment-Film und versuchen die alltäglichen Zooms und Schwenks, die man vom Offenen-Kanal kennt, zu vermeiden. Standard-Imagefilme, die mit biederen Stativschwenks über Lagerhallen eröffnen nerven mich ehrlich gesagt. Das ist Dienst nach Vorschrift.
Was macht ihr besser als andere Produktionsfirmen? Wie eröffnet ihr beispielsweise eure Sequenzen?
Frederic: Ich finde es spannend, wenn man den Zuschauer im Unklaren lässt. Man beginnt einfach mit extremen Nahaufnahmen von Dingen, die das Unternehmen auszeichnen und trotzdem braucht es beim Zuschauer eine Weile bis es ,Klick’ macht und er weiß, worum es geht. So ist er von Anfang an auch geistig gefordert – im Gegensatz zu den besagten Lagerhallen-Schwenks.
Andreas: In puncto Musik heben wir uns auch von vielen Konkurrenten ab. Wir machen selbst Musik und haben ein entsprechend gutes Taktgefühl. Das sollte man nicht unterschätzen. Vom kleinen Imagefilm bis zum Hollywood-Streifen können Stories und Bilder noch so ergreifend sein, wenn die Musik nicht passt, packt es einen nicht. Das hat bei uns immer Hand und Fuß.
Über Editude Pictures
Editude Pictures ist eine Filmproduktionsfirma aus Berlin. Sie produzieren Imagefilme, Musikvideos, Webclips oder Event-Dokumentationen. Ihr Motto lautet: Weg von festgefahrenen Standardkonzepten, hin zu mehr Authentizität. Zu ihren Kunden zählen zum Beispiel Converse, Coca Cola und REWE.
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