Profisportler, Popstar oder Top-Manager – Fotografen kriegen eine ganze Menge Leute vor die Linse. Im besten Fall besteht Freiheit bei der Wahl der Locations und der Darstellungsweise, im schlimmsten herrschen Zeitdruck und starre Vorgabe für das Wo. Wir haben mit zwei Fotografen gesprochen, wie sie mit diesen Aufgaben umgehen und was sie Redaktionen, Agenturen und Unternehmen für gute Fotos empfehlen.
Thilo, du fotografierst für Publikationen wie 11Freunde, Süddeutsche Zeitung, aber auch viel im Corporate-Bereich – wie unterscheiden sich da die Vorgaben?
Thilo: Das lässt sich so pauschal nicht wirklich sagen. Bei längerfristig geplanten Editorial-Aufträgen hat man manchmal etwas mehr Freiheiten und Mitspracherecht, was Location und Setting betrifft. Da kann man vorab mit der Redaktion überlegen, wie das Shooting aussehen kann, wo man den Protagonisten platziert. Aber sobald es kurzfristiger ist, gilt es, spontan zu sein und mit den Gegebenheiten zu arbeiten.
Denis, findest du Vorgaben eher nervig oder hilfreich? Wie gehst du an einen Auftrag ran?
Denis: Wenn es konkrete Vorgaben gibt, verlasse ich mich gerne auf die Konzepte der Art Direktoren und Kreativen. Ansonsten recherchiere ich vorab aber auch immer zu dem Themenbereich. Man muss neugierig bleiben, um immer wieder mit Motivation an die Arbeit zu gehen.
Ist eurer Meinung nach irgendein Trend in der Corporate-Fotografie erkennbar?
Thilo: Bei Fotos vom Management lässt sich eine Tendenz zu einer hellen kontrastreichen Belichtung beobachten. Aber oft stehen wir Fotografen ja auch für einen bestimmten Stil und werden entsprechend angefragt, weil dem Auftraggeber dieser gefällt.
Welche Herausforderungen bringen die einzelnen Aufträge mit sich?
Thilo: Ein Klassiker ist sicher der Faktor Zeit. Ich hatte mal zwei Minuten für ein Foto von Taylor Swift – ohne die Location vorher zu kennen. Da kann man nicht viel ausprobieren oder vorbereiten. Da hilft nur die Ruhe bewahren und ein Gespür für den Moment und den Fotografierten.
Denis: Als Fotograf muss man schnell mit ungewohnten Situationen umgehen und sich hineinfinden können. Und dann gibt es natürlich aufwendige Shootings mit Personen vor brennenden Autos, im Schnee oder Unterwasser. Grenzen gibt es im Grunde keine – solche Aufträge erfordern aber unbedingt eine ausführliche Planung.
Aus welchem Bereich kam bisher die größte „Diva“, die du mal vor der Linse hattest?
Denis: Ganz klar „Herr Harry Hund“! Harry ist ein Dackel und oft in meinem Studio.
Wen würdest du gerne mal fotografieren?
Denis: Karl Lagerfeld! Er ist eine der wenigen echten Ikonen unserer Zeit und sicher spannend zu inszenieren.
Welchen Fehler sollte man als Auftraggeber generell bei einem Corporate-Shooting nicht machen?
Thilo: Hmm, schwer zu sagen. Vielleicht im Voraus zu festgefahren zu sein, was das Resultat betrifft. Meiner Erfahrung nach entstehen manchmal gerade in „Zwischenmomenten“ – zum Beispiel im Gespräch des Chef mit Mitarbeitern auf dem Flur – viel aussagekräftigere und bessere Bilder als in einem nüchternen Büro.
Über die Personen
Thilo Schmülgen arbeitet seit 2000 als freier Fotograf und Bildjournalist in Köln. Vor allem Reportage- und Porträtfotografie gehören zu seinem Portfolio.
Denis Ignatov hat Kommunikationsdesign studiert und arbeitet seit 2010 als selbstständiger Fotograf im Bereich Porträt, Sport, Reportage und Werbung. Seit 2015 hat er ein eigenes Studio in Düsseldorf.
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