Sie twittern und chatten, sie stellen sich in Foren ihren Kunden und versuchen, so gut es geht, eine neue Transparenz zu leben. Unternehmen und ihre Führungsleute reagieren vielfältig auf das veränderte Kommunikations- und Medienverhalten der Menschen. Aber das Bild ist noch nicht komplett.
Sie twittern und chatten, sie stellen sich in Foren ihren Kunden und versuchen, so gut es geht, eine neue Transparenz zu leben. Unternehmen und ihre Führungsleute reagieren vielfältig auf das veränderte Kommunikations- und Medienverhalten der Menschen. Aber das Bild ist noch nicht komplett. Internet und Social Media haben nicht nur verändert, wie Menschen angesprochen werden wollen und wie sie selbst kommunizieren. Es ist mehr passiert. Wer gehört werden will, muss erst mal gesehen werden – auch das ist eine Folge des neuen Kommunikationsverhaltens. War das Foto früher begleitendes Motiv einer Nachricht, so funktioniert diese heute kaum noch ohne aussagekräftiges Bild. Es gilt sogar: Je stärker das Bild, desto höher die Chance, dass die Nachricht um die Welt geht (auch wenn sie an sich wenig Inhalt hat). Durch die neuen Kanäle sind auch neue Bildstandards entstanden. Das Experimentelle, das Authentische, die Momentaufnahme, das Plakativ-realistische hat sich breitgemacht und dem Perfekten den Rang abgelaufen.
Und genau hier stolpern viele Unternehmen. Ihnen fehlt der Mut, diese neue Ästhetik in ihrer Corporate Bildwelt einfließen zu lassen. Bilder werden immer noch inszeniert, mit Photoshop geglättet, geschönt und lackiert. Die Unternehmensfotografie ist weit davon entfernt, eine Bildsprache zu sprechen, wie sie in der digitalen Welt – und in vielen Printmedien – längst etabliert ist. Ob Social Media oder Geschäftsbericht – Anzugträger und schicke Bürowelten bestimmen die Bilder. Die unterschiedlichen Zielgruppen und ihr Bildgeschmack werden außer Acht gelassen. Es muss ja nicht der Selfie sein, aber mehr Authentizität ist ein Muss. Und die erreicht man nicht durch Weglassen des Sakkos.
Ein grauer Anzug ist keine Eigenschaft
Wo liegt das Problem? Warum mangelt es der Unternehmensfotografie oft an Kreativität? „Es gibt eine ganze Reihe von eingefahrenen Mustern bei Unternehmen, Agenturen und Fotografen“, beobachtet der Kölner Fotograf Dominik Pietsch, der sich auf Porträts spezialisiert hat. Oft, sagt er, gibt es Vorgaben, dass Führungskräfte „gleichwertig“ dargestellt werden müssen – Individualität bleibt so natürlich auf der Strecke. Dabei lässt sich eine persönliche Note oft einfacher als gedacht einbringen: Der Porträtierte macht gerne Schnappschüsse mit Instagram? Oder er hat ein festes Arbeitsritual und startet den Tag nie, ohne morgens den Pförtner persönlich zu begrüßen? Aus all dem kann sich ein Ansatz für das nächste Fotoshooting ergeben.
Das Herausfinden solcher persönlichen Aufhänger erfordert allerdings Zeit. Auch das ist ein Faktor, der einem aussagekräftigen Porträt häufig im Wege steht. Denn Zeit ist Mangelware. „Gerade bei Vorständen hat man für Fototermine oft nur wenige Minuten und die Fotografierten haben zudem wenig Lust auf den Termin“, bedauert Dominik Pietsch. Wahrscheinlich, weil ihnen nicht klar ist, wie lang anhaltend das Echo auf ein Bild sein kann, dass es vielfach geteilt und verbreitet wird.
Dabei kann schon die Loslösung vom Schreibtisch und Büroumfeld viel ausmachen. Eine Führungsperson hat ständig mit dem Thema Lärmschutz und Arbeitssicherheit zu tun? Dann stellt man sie besser nicht in einen austauschbaren Konferenzraum, sondern bringt sie raus an den Ort des Geschehens. Das ergibt nicht nur ein spannendes Motiv, es wäre zugleich noch die Möglichkeit, einen Bewegtbildbeitrag zum Thema zu machen, mit der Person als Experten.
So ein Fototermin muss vorbereitet werden. Und man muss sich mit dem Unternehmen und der Person auseinandersetzen. „In den meisten Unternehmen gibt es viele gute Geschichten, die man toll im Bild festhalten könnte und mit denen man etwas Eigenständiges in der Bildsprache entwickeln könnte“, ist sich Pietsch sicher. Man muss nur genau hinschauen – und ein bisschen Mut beweisen, dann klappt es auch mit dem „Gefällt mir“.
Der Weg zu einer Unternehmensfotografie, die im Social Media-Bereich nicht deplaziert aussieht, scheint noch weit zu sein. Wer ihn gehen will, kann mit diesen drei Tipps starten:
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