„Illustrationen können neue Aufmerksamkeit schaffen“

Der Kölner Illustrator und Buchautor Michael Szyszka möchte Geschäftsberichte und Illustrationen stärker zusammenbringen. Wie und warum – darüber haben wir mit ihm gesprochen.

Michael, vor einiger Zeit hast du das Buch „Malen nach Zahlen“ veröffentlicht. Darin sprichst du Illustrationen in Geschäftsberichten großes Potenzial aus. Wie bist du auf das Thema gekommen?

Ich bin während meines Masterstudiums an der FH Münster darauf gestoßen. Auf Empfehlung einer Freundin wählte ich einen Kurs bei der Professorin Gisela Grosse, die das Corporate Communication Institute leitet und in dieser Funktion jedes Jahr die besten Geschäftsberichte auszeichnet. Als wir von ihr die Aufgabe erhielten, einen visuell weniger ansprechenden Geschäftsbericht neu zu gestalten, hat mich das zum Nachdenken gebracht: Warum werden eigentlich so wenige Geschäftsberichte illustriert? In meinem Buch „Malen nach Zahlen“ habe ich das dann wissenschaftlich untersucht.

Welche Erkenntnisse hast du gewonnen? Warum werden so wenige Geschäftsberichte in Deutschland illustriert?

Ich denke, die Hauptursache, warum Unternehmen eher zu Fotografien, als zu Illustrationen greifen, ist pure Gewohnheit. Es war schon interessant zu sehen, wie viele der Geschäftsberichte, die ich für das Buch untersucht habe, genau die gleiche Bildsprache genutzt haben! Nachhaltigkeit wurde oft mit einem Baum, der aus ein paar gefalteten Händen wuchs, symbolisiert. Teamerfolg mit lachenden Anzugträgern. Solche Bilder werden von den Lesern überhaupt nicht mehr wahrgenommen und verlieren dementsprechend ihre Funktion. Illustrationen können da eine ganz neue Aufmerksamkeit schaffen.

Trotzdem lässt sich die Zahl der Unternehmen, die ihre Geschäftsberichte illustrieren, an einer Hand abzählen…

Stimmt. Meiner Meinung nach schrecken viele Unternehmen noch vor Illustrationen zurück, weil sie keine Erfahrung mit dieser Bildsprache haben. Viele kennen Illustrationen eben nur aus Kinderbüchern. Sie als eigenständige, ernstzunehmende Bildsprache zu verstehen und in einem professionellen Kontext einzusetzen, erfordert in Deutschland immer noch Mut. Ich habe aber auch das Gefühl, dass immer mehr Unternehmen und insbesondere auch Agenturen Neues wagen möchten, weil sie sich an der aktuellen Bildsprache in Geschäftsberichten teilweise sattgesehen haben.

Im April veröffentlicht die Deutschen Post einen illustrierten Geschäftsbericht mit Collagen aus deiner Feder. Was ist aus deiner praktischen Erfahrung heraus der größte Vorteil von Illustrationen – gerade im Vergleich zur Fotografie?

Megatrends wie Globalisierung oder Digitalisierung lassen sich in Fotografien nur schlecht abbilden. Mit Illustrationen kann man das Prozesshafte und Abstrakte dieser Trends dagegen hervorragend darstellen. Illustrationen können Inhalte komprimiert wiedergeben, Fiktives darstellen und lassen sich optimal mit weiteren Gestaltungselementen, wie Farben, Schriften, Diagrammen und Infografiken kombinieren. Was ich persönlich aber als größten Vorteil sehe, ist die Eigenständigkeit. Mit Illustrationen können sich Unternehmen von ihrer Konkurrenz abgrenzen.

Über die Person

Michael Szyszka hat an der FH Düsseldorf und der FH Münster Design studiert und arbeitet als freiberuflicher Illustrator mit Schwerpunkt in den Bereichen Editorial und Corporate, sowie als Lehrbeauftragter für Illustration. Für Zimmermann Editorial hat er am Kundenmagazin „Richard“ (apobank) mitgewirkt.

Über den Autor

Julia Jansen

Fotografen buchen, Reportagen schreiben, Beiträge mit den Kunden abstimmen und nebenbei noch die Kollegen an den Redaktionsschluss erinnern – Julia kümmert sich darum, dass aus Magazinkonzepten echte Hefte werden. Ihr liebster Moment während der Produktion ist die Recherche, wenn sie wie eine Goldgräberin nach der besten Geschichte forschen kann.

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