Markus Kreykenbohm ist Kreativchef bei Kochstrasse™, einer Agentur für Markenkommunikation in Hannover. In diesem Jahr saß er zum ersten Mal in der Jury des iF Design Awards und hatte viele unterschiedliche Unternehmensmagazine in den Händen. Wir sprachen mit ihm über die Vorteile von Printmagazinen und über Methoden, mit denen man gedruckte Medien noch zielgerichteter gestalten kann.
Herr Kreykenbohm, wie weit reicht Ihre erste Erfahrung als Magazinmacher zurück?
Ich bin kein Magazinmacher im klassischen Sinne – eher Kreativer und Designer. Ich habe fast 10 Jahre beruflich in Hamburg gearbeitet und agenturseitig Verlagskunden wie DIE ZEIT und Gruner & Jahr betreut.
Was würden Sie nach Ihrer Erfahrung in der iF Design-Jury sagen: Wie wichtig sind den Unternehmen gedruckte Magazine?
Das ist unterschiedlich. Technologisch innovative Unternehmen wie zum Beispiel in der Automobilbranche, die früher viele Printmedien herausgegeben haben, setzen heute zu gleichen Teilen auf gedruckte und digitale Medien. Viel Budget wird für Methoden verwendet, Magazine digital aufzuwerten. Heute wird in Verknüpfungen zwischen diversen Medien und Kanälen investiert, um Interaktivität zu schaffen.
Was ist der Vorteil von Printmagazinen in der Unternehmenskommunikation?
Sie sind elementar. Menschen funktionieren autark, das müssen auch die Magazine. Ein Printmagazin kann ich jemandem direkt in die Hand geben. Derjenige ist dann in der Entscheidung, es zu lesen, vollkommen frei. Bei Online-Angeboten muss erst ein Endgerät bedient und die Seite aufgesucht werden, was meistens nur im beruflichen Alltag geschieht. Gedruckte Magazine landen hingegen auch im privaten Umfeld, etwa auf dem Wohnzimmertisch oder in der Küche. Sie sind haptisch und optisch im Privaten angekommen.
Was kann man in Magazinen besser erzählen als im Internet?
Man kann sich einfach besser auf Texte einlassen – ähnlich wie bei einem Buch, das man entspannt auf der Couch liest. Man kann es aufklappen, die Seiten umblättern, Eselsohren reinmachen, reinmalen und markieren, um es später vielleicht noch Kollegen oder Freunden zu zeigen. Der digitale Alltag hat je nach Endmedium seine Tücken: Nutze ich Smartphone, Tablet oder Laptop, verändert sich die Ansicht des Magazins, der Bildschirm kann störend spiegeln oder der Akku ist alle. Darüber hinaus punktet Print auch durch das verwendete Papier. Haptische Eindrücke unterstützen das Leseerlebnis viel stärker als digitale, bei denen nebenbei womöglich noch 23 Whatsapp-Nachrichten aufblinken. Gefühlt ist eine Story in einem Magazin nahbarer und persönlicher erzählt als im Internet.
Worauf achten Sie als Jurymitglied bei den eingereichten Magazinen besonders?
Die iF Design Award-Jury bewertet Communication Design. Die eingereichten Arbeiten werden primär mit dem Fokus auf Kreativität und Gestaltung bewertet. Zunächst schaue ich auf den Titel: Ist er aufgeräumt und gibt die redaktionellen Inhalte gut wieder? Passt die Aufteilung auch in Bezug auf den Rest des Magazins? Gibt es einen gestalterischen roten Faden, der sich im Heft wiederfindet? An zweiter Stelle sind handwerkliche Dinge entscheidend, also die Bindung, die Papierwahl und so weiter. Danach werden die einzelnen Themen aufbereitet. Haben sie genug Platz im Magazin oder wird das Titelthema vielleicht nur auf zwei Seiten behandelt?
Ihre eigene Agentur arbeitet mit einem neurowissenschaftlichen Ansatz. Wie genau funktioniert das?
Wir können mit f-MRT Scans Gehirnaktivitäten messen und so herausfinden, wie das Unterbewusste auf z. B. ein Magazin reagiert. Wir können auch Details wie Papierwahl oder Schriften testen und auswerten. Ziel ist immer, den Vorschlag herauszuarbeiten, der am besten ankommt.
An welchem Magazin am Kiosk können Sie persönlich nicht vorbeigehen?
Obwohl ich nicht viel koche oder grille, mag ich das Magazin „Beef“. Es bereitet mir einfach viel Freude, vor allem weil es sehr aufwendig veredelt ist. Mir gefallen aber auch viele technikaffine Magazine wie „MacLife“. Und wie das bei kreativen Menschen so ist, mag ich die Magazine „Vice“, „Dummy“, „Ramp“ und die „Heritage Post“. Es sind gar keine speziellen Magazine, vielmehr sind es bestimmte Elemente bei unterschiedlichen Magazinen, die mich zum Kaufen und Lesen verleiten.
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