Der Rückblick ist selten geworden in deutschen Corporate-Medien. Vielleicht aus der Angst heraus, das „Was war eigentlich?“-Posting im Unternehmensblog und die Jubiläumsrubrik in der Mitarbeiterzeitung könnten in disruptiven Zeiten angestaubt wirken. Ein Trugschluss. Denn gerade wenn die Geschäftsmodelle unsicher, gewinnt Geschichte an Reiz.
Es kommt nicht von Ungefähr, dass sich am Kiosk Geschichtsmagazine stapeln. Wo Gegenwart ortloser wird, wollen sich Menschen verorten. Wo Stories ständig unterbrochen (disrupted) werden, steigt die Sehnsucht nach Kontinuität. Und die können Beiträge aus der Unternehmensgeschichte aufzeigen. Deshalb sollte, wer Start-up sagt, den Rückblick zum eigenen Startpunkt nicht scheuen.
Dafür darf man die Unternehmensgeschichte-Rubrik aber nicht als Patina-Projekt angehen – mit Schwarz-Weiß-Foto und goldenem Rahmen. Man muss Geschichte als Geschichte erzählen – im Präsens, personalisiert und mit Spannungsbogen. Wie das gehen kann? Indem man als interner Kommunikator dort recherchiert, wo heute kaum jemand mehr sucht. Nicht im Google-Cache, sondern im Zeitungsarchiv (gibt’s auch online) oder der Konzerndokumentation. Indem man in alten Berichten nach Protagonisten sucht, die von Vergangenem erzählen, als wäre es heute passiert. Und Parallelen zur Gegenwart zieht, auf die noch keiner gekommen ist.
Wer Unternehmensgeschichte intelligent erzählt, findet immer seine Leser. Und bringt sie gleichzeitig miteinander ins Gespräch – auch das ein wichtiges Kriterium für gelungene interne Kommunikation. Dass das klappt, zeigt das Zeitgeschichte-Portal „Eines Tages“, das vor zehn Jahren gestartet wurde und heute eines der beliebtesten Ressorts bei „Spiegel online“ ist. Laut Pressemeldung des Verlags hatten sich 2007 schon eine Woche nach dem Start bereits 2.000 Menschen registriert, die ihre Geschichten erzählen wollten, und die Seiten wurden 8,2 Millionen Mal angeklickt. Wenn das mal kein Vorbild für Corporate-Medien sein sollte.
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