Weniger ist manchmal mehr und nichts geht über Schwarz, findet Julian Schneider, Creative Director von Zimmermann Editorial.
Julian, Editorial Designer haben wie Maler eine Handschrift, man erkennt sie wieder. Woran erkennt man Deine Entwürfe?
Ich mag klare Mediendesigns, aufgeräumte Seiten, die Inhalten Raum und Bedeutung geben. Editorial Design sollte nicht in eigener Sache unterwegs sein, sondern sich immer im Dienst des Contents verstehen. Egal in welchem Medium.
Das klingt nicht besonders spannend und anspruchsvoll.
Ist es aber beides. Es ist viel einfacher, jede inhaltliche Vorgabe beiseite zu schieben und einfach opulent und eindrucksvoll mit Fotografie, Illustration und Farbe oder im Digitalen mit Effekten zu arbeiten. Aber komplexen Inhalten eine Form zu geben, die es leicht macht, sie zu erfassen und die Lust auf den Content macht statt ihn zu erdrücken, das ist deutlich schwieriger und anspruchsvoller.
Wie macht man das denn?
Ich habe in der Vergangenheit viel Zeitungsdesign gemacht, unter anderem viele Servicethemen gestaltet. Da lernt man den vorsichtigen, aber pointierten Einsatz von Farben und Formen und man lernt Kreativität in der infografischen Gestaltung von Inhalten. Das ist ja auch in modernen Corporate Medien immer mehr gefordert. Ein zweiter Punkt ist der Umgang mit Details. So wie meine Redaktionskollegen jede Bildunterschrift zu einem Teil ihres Gesamtwerks machen, so zählt im Design jeder Punkt, jede Linie, jeder Abstand, jede Schriftwahl. Wenn im Detail irgendetwas nicht stimmt, dann wird auch das gesamte Produkt nie stimmen.
Hast Du eigentlich eine Lieblingsfarbe?
Die leitet sich aus der Funktion des Designs ab: Schwarz, obwohl es ja streng genommen keine Farbe ist. Schwarz ist klar, markant und neutral. Deshalb ist Schwarz für mich immer noch die Headline-Farbe Nummer eins. Ich finde, es muss immer gute Gründe geben für den Einsatz von Farbe.
Es heißt immer, Corporate Medien müssen sich an Publikumsmedien orientieren. Du hast beides gemacht. Wo nehmen Corporate Medien die Hürde heute noch nicht?
Was ich manchmal schade finde, ist mangelnder Mut zur Echtheit. Wir machen ja viele interne Medien, da stört zum Beispiel das Korsett des CDs. Interne Medien sollten nicht zu internen Werbemedien gemacht werden. Sie können den Menschen im Unternehmen nichts vormachen mit einem geschönten Abbild der Realität. Sie wissen es einfach besser. Wer Identifikation will, der muss auch echt sein.
Auch in der Fotografie.
Natürlich. Ich mag es schon, wenn man Menschen inszeniert, wenn man Manager an bestimmten Orten mit natürlichem Licht in Szene setzt. Die Person selbst aber muss echt wirken, das ist wichtig. Aber grundsätzlich ist es schon toll zu sehen, was sich derzeit gerade alles bewegt im Corporate Publishing, die Spielräume werden immer größer.
Vor allem im Digitalen?
Das will ich gar nicht sagen. Wir machen, wie wahrscheinlich die meisten unserer Mitbewerber, nach wie vor viel Print. Aber eben nicht nur, das reine Print-Projekt gibt es ja kaum noch. Das macht das Design nicht einfacher, weil wir natürlich schöne Geschichten in allen Medien und Kanälen auch schön darstellen wollen. Wenn dann noch alles auf allen Devices perfekt laufen soll, wird´s oft schwierig. Andererseits: Das kommt dann auch wieder meiner Einstellung entgegen, auf unnötige Spielereien und Schnörkel zu verzichten. Bei der Gestaltung von digitalen Medien, finde ich, ist weniger manchmal mehr.
Sind Web-Designer zu verspielt?
Nein, es gibt im Web-Design viele gute Ideen, die auch das Print-Design inspirieren. Wer heute Magazine gestaltet, muss sich darüber im Klaren sein, dass die Menschen viel im Web unterwegs sind und sich dort an eine bestimmte Darstellung von Inhalten gewöhnt haben. Das muss man im Print zitieren. Umgekehrt kommen wir aber bei der Gestaltung von digitalen Medien nie an den Grundsätzen des Editorial Designs vorbei.
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