Hendrik Krüger leitet als Chefredakteur Interne Medien bei Deutsche Post DHL ein Team von 30 Mitarbeitern, das täglich Medien von Mitarbeiterzeitung und Führungskräftemagazin bis Intranet und Yammer bespielt. Seit einiger Zeit sind die einzelnen Redakteure aber nicht mehr bestimmten Medien zugeteilt, sondern für Themenbereiche verantwortlich. Wir haben mit Krüger über seine Erfahrungen mit der neuen Arbeitsweise gesprochen – und über ihre Folgen für Dienstleister.
Herr Krüger, wie schwer ist Ihrem Team bei Deutsche Post DHL die Umstellung aufs themenorientierte Arbeiten gefallen?
Das war am Anfang nicht leicht. Denn was passiert, wenn man Redakteure von einzelnen Medien abzieht? Man fängt an, mit virtuellen Teams zu arbeiten. Wenn es keine Teams mehr gibt, die sich ausschließlich um das Führungskräftemagazin oder das Intranet kümmern, muss die Arbeit neu sortiert werden.
Wie haben Sie sie sortiert?
Als erstes haben wir für jeden Ausgabekanal einen Planer installiert, der sich für jede Ausgabe aufs Neue ein Team zusammenstellt. Jeder kann jetzt an jedem Produkt mitarbeiten, wenn sein Themengebiet gefragt ist. Am Ende sieht die Mannschaft für jedes Produkt anders aus. Das war ein großer Change-Prozess, weil niemand von uns je so gearbeitet hatte – nicht bei uns und nicht bei den Zeitungen oder Sendern, von denen viele unserer Kollegen kommen.
Die Herauforderung ist: Die Redakteure müssen besser im Thema und gleichzeitig flexibler in der Darstellung sein.
Vor allem letzteres. Es kann ja sein, dass aus ein und demselben Thema eine Mitteilung für das Instant-Messaging-System Yammer, ein 3.000-Zeichen-Text für die Mitarbeiterzeitung und eine Sechs-Seiten-Reportage für unser Führungskräftemagazin „Network“ werden soll. Der Kollege, der es betreut, ist also plötzlich Mitglied in drei Teams. Das erfordert nicht nur, dass jeder seine Rolle als Fachmann für einen Themenbereich akzeptiert. Er muss auch die Skills haben, um alle Formate bis zur Langstrecke bedienen zu können. Gegen ein solches Arbeiten gab es erst große Vorbehalte.
Wie sind Sie denen begegnet?
Indem wir versucht haben, die Zusammenarbeit der virtuellen Teams ständig zu optimieren. Statt starren Medien- und Ressortgrenzen wie früher haben wir heute eine flexible Matrix, die sich immer verschiebt. Wir sind ein offenes System – und lernfähig.
Kritiker würden sagen: Auch interne Medien leben von eingespielten Redaktionen. Was hat man davon, diese Teams auseinanderzureißen?
Ein großer Vorteil ist: Man bleibt offen für neue Kanäle. Wären wir bei dem alten System geblieben, hätten wir für unser Extranet, jedes neue Newsletter-Projekt oder für Yammer immer neue Teams aufsetzen müssen. Das brauchen wir jetzt nicht. Das einzige, das wir tun müssen, ist die Kollegen weiterzubilden. Zum Beispiel haben wir viele in Multimedia geschult, damit sie einen Text nicht nur schreiben, sondern auch sprechen können.
Was heißt das für Agenturen, die Sie mit Beratung, Content oder Grafik unterstützen?
Wenn wir Zuarbeit einkaufen, muss sie punktgenau sein, sonst passt sie nicht ins System. Die Aufgaben sind sehr klar umrissen. Globale Aufträge an Agenturen rauszugeben, die uns dann als verlängerte Werkbank ständig zur Verfügung stehen, gibt es nicht mehr. Unsere Verträge sind heute gewerkeabhängige Konstrukte. Mit Fullservice könnten wir gerade überhaupt nichts anfangen.
Wie sehen Sie die Zukunft der Corporate-Medien? Werden Konzerne künftig immer mehr selbst zu kleinen Medienhäusern?
Was ich wahrnehme, ist: Kommunikation wird komplizierter, weil die Zahl der Kanäle wächst. Heute kann sich kein Unternehmen mehr leisten, nur noch sechs Mal im Jahr eine Mitarbeiterzeitung herauszugeben. Man braucht mindestens ein Intranet, vielleicht auch eine App, Yammer, ein Facebook-Profil etc. All das muss koordiniert werden, und auch der Dialog mit den Usern. Das komplett an Dienstleister auszulagern, würde die Arbeit noch komplizierter machen. Deshalb müssen Unternehmen hier auch selbst Kompetenz aufbauen.
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