ZElf des 3. Spieltags

Wer hat seine Sache gut gemacht, wer fiel auf, wer durch, was bleibt hängen, was kann man vergessen? Nach jedem Spieltag küren wir unsere Elf des Tages.

Gianni De Biasi Die ersten Gruppenspiele waren der Nervosität gewidmet, die zweiten der Standort- und Richtungsbestimmung und Mehmet Scholl frohlockte: „Das Turnier hat begonnen.“ Leidenschaft und Emotionen, die ein Turnier ausmachen, gibt´s aber erst in den dritten Spielen. Denn da fallen die Entscheidungen. So sah es auch der albanische (italienische) Trainer vor dem Rumänienspiel: „Es geht um Siegen oder Sterben.“ Gesiegt haben die Albaner, für das Achtelfinale hat es aber leider trotzdem nicht gereicht.

L’EQUIPE Frankreichs große Sportzeitung weiß, was sich gehört. Vor dem Spiel gegen die Schweiz erklärte sie ihren Lesern, dass die Schweizer Hymne aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt und dass, obwohl ja viele Schweizer französisch sprächen, die Hymne auf Deutsch gesungen wird. Also lieferte die L’EQUIPE interessierten Mitsingern den Hymnentext in französisch-phonentischer Schrift. Der nicht des Deutschen mächtige Franzose singt dann Vaterland wie „faaateurlaaannd“.

Puma Vielleicht das Gesprächsthema des Spieltags: Der #trikotgate der Schweizer Nationalmannschaft. Gleich sieben Trikots zerrissen im Laufe der Partie gegen Frankreich – der Super-GAU für Ausrüster Puma. Doch die Schadenfreude bei der Herzogenauracher Konkurrenz währte nur kurz. Denn die Materialschlacht ging auch nicht spurlos an „Beau jeu“ vorbei – aus dem Hause adidas. Wenige Minuten nach dem ersten gerissenen Trikot platzte auch der EM-Spielball.

Xherdan Shaqiri Der beste Kommentar zum #trikotgate kam definitiv vom Schweizer „Kraftwürfel“: „Ich hoffe, dass Puma keine Pariser herstellt.“ Wenn er sich jetzt noch halb so inspiriert über den Platz bewegen würde.

Franz-Josef Wagner Wir sind bestimmt nicht immer einer Meinung mit dem betagten Bild-Kolumnisten. Aber dieses Mal hat er in seinem Kommentar den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Expertenflut an abgehalfterten Ex-Profis bei dieser EM ist schwer zu ertragen. Michael Ballack, der alle zwei Tage seine Meinung ändert, der bräsige Oli Kahn im ZDF (DrUUUck) oder auch Thomas Hitzlsperger („Kimmich ist überbewertet“) hätten den Sommer besser irgendwo in der Südsee verbracht.

Mario Götze Mit seiner Chancenauswertung im Spiel gegen Nordirland hätte sich der WM-Siegtorschütze eher keinen Platz in der #ZElfDesTages gesichert. Wohl aber mit seiner Reaktion auf die Diskussion, um seine Form und die Leistungen von #DieMannschaft in den ersten beiden Gruppenspielen: „Mal ist man der Hund, mal ist man der Baum.“ Wohltuende Gelassenheit und ein souveräner Umgang mit der aufgeregten Medienlandschaft.

Guðmundur Benediktsson Heiser, völlig fertig und vermutlich unfassbar glücklich. Sich in die Gefühlslage des isländischen Kultkommentators zu versetzen, ist nicht leicht. Mit seinem heiseren Gekrächze, mit dem er das 2:1 seiner Landsleute gegen Österreich kommentiert hat, hat er aber ohne Zweifel ein Stück Fernsehgeschichte geschrieben.

Stephan Graf v. Bothmer Wer sich solch emotionale Kommentierungen verbittet und auch sonst genervt ist von der Reporterzunft, den verweisen wir an Stephan Graf v. Bothmer. Der Kirchenmusiker bietet ein Public Viewing der besonderen Art – garantiert ohne nervige Kommentare. Während auf Großbildleinwand die Partie live übertragen wird, begleitet er die Spielszenen mit dramatischer Orgelmusik.

Französische Polizei Was macht man als Gesetzeshüter, wenn man einen U-Bahntunnel von singfreudigen, irischen Fans befreien möchte? Man greift zum Mikrofon und singt einfach mit! Go home for the French Police, ho home …

Zlatan Ibrahimovic Ihm hätten sicherlich alle ein anderes Karriereende gewünscht. Nun muss der Fußballgott tor- und sieglos die Heimreise antreten. Damit ist auch entschieden, dass das 0:1 gegen Belgien das letzte Spiel von Zlatan für für die Tre Kronors war. Vi är ledsen (= Wir sind traurig)!

Angela Merkel Wir möchten die #ZElfDesTages für eine Suchmeldung nutzen: Wo ist eigentlich die Kanzlerin? Wo bleiben die Selfies aus der Kabine mit #DerMannschaft? Hat sie mit Poldi Schluss gemacht? Stattdessen langweilt Thomas de Maizière auf der Tribüne rum – immerhin hat er bislang auf sein rote DFB-Pokalfinalhose verzichtet.

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