Einmal die Woche heißt´s im Pabel-Moewig-Verlag „mach mal Pause“. Dann erscheint die neue Ausgabe des gleichnamigen „Magazins zum Wohlfühlen und Ausprobieren“. Der Titel stammt aus einer Zeit, als Medienkonsum und Informationsverarbeitung noch nicht den halben Tag in Anspruch genommen haben. Da hat man Magazine noch als entspannte Ablenkung genutzt.
Heute ist das anders. Trotz beispielloser Stories wie „Für die große Liebe ist man nie zu alt“ oder Guido Maria Kretschmers „7 Tipps für mehr Lebensglück“ (Ausgabe 19/2022) machen immer weniger Leser:innen wöchentlich Pause. Zuletzt waren es laut IVW noch etwa 50.000 (wer´s glaubt…).
Kommunikationspausen: Was bringt's?
„Mach mal Pause“ – das möchten wir heute all jenen zurufen, die in den Unternehmen an den Schaltknöpfen der Newsletter und Blogs, der Linkedin-Accounts, Intranets, Podcasts und Video-Plattformen sitzen und mit immer neuen Inhalten ihre Mitarbeitenden mitnehmen wollen. Dies ist ein Plädoyer für regelmäßige Kommunikationspausen.
Mit dem Content ist es nämlich mittlerweile wie mit der Butter seit Ende der 1970er Jahre: Es gibt zu viel davon. Zwar wird die Contentproduktion nicht subventioniert wie damals Milchprodukte. Aber weil er sich viel einfacher, schneller und je nach Qualität und Darreichungsform auch günstiger produzieren lässt, erleben wir eine Überproduktion in den Unternehmen.
Beim Butterberg war es so, dass der Staat die überzählige Butter aufkaufte und einlagerte. Zum Teil wurde sie dann in Verkaufsaktionen – der Weihnachtsbutter z.B. – günstiger abgegeben. Für den überproduzierten Content ist das aber keine Lösung, der ist im Unternehmen ja eh schon umsonst. Außerdem wird er beim Einlagern oft schneller schlecht als Butter in der Sonne.
Das Prinzip "Künstliche Verknappung" funktioniert auch bei Content
Die Kunst bei Lebensmitteln wie bei Content ist es, dem Produkt den Anschein (besser noch: die tatsächliche Eigenschaft) von etwas Besonderem zu geben. Spargel ist so lange besonders, wie er ein Saisonprodukt ist. Gibt´s ihn das ganze Jahr und jeden Tag, dann ist er so wenig besonders wie jedes einzelne von tausend Contentpieces im persönlichen Feed.
Im digitalen Zeitalter ist eine Fähigkeit und ein Wissen aus vordigitaler Zeit verloren gegangen: Kommunikation hat ihren Platz auch auf der Zeitschiene. Sie ist einer gewissen Dramaturgie unterlegen, nur dann wirkt sie. Sie muss also auch dramaturgisch geplant und gestaltet werden. Denkbar ist zum Beispiel, je Kanal einen kommunikationsfreien Tag in der Woche einzulegen oder eine Höchstzahl an News pro Zeitraum festzulegen. Oder: Audiobeiträge nur donnerstags.
Man muss diese Pause nicht kommunizieren, es reicht, wenn man sie macht. Kommuniziert man sie, steigt aber möglicherweise bei allen die Sensibilität für das richtige Maß. „Immer viel“ ist jedenfalls keine Dramaturgie. Sie entsteht nur, wenn man zwischendurch auch mal Pause macht. Also, wer traut sich?
Foto: AdobeStock