Ein paar Minuten sind es in dem ein oder anderen Unternehmen, bis am Morgen alle Kanäle geöffnet sind: Anmeldung, Outlook, der Chat in Microsoft Teams oder Skype, Intranet, Sharepoint, die Mitarbeitenden-App. In den Mails finden sich schnell die ersten Newsletter. Einer von der IT, einer aus der Produktion, im Laufe des Tages folgen weitere. Im Intranet schnell die Top-News gesichtet, im Team-Chat den üblichen Social Talk, und da: eine Video-Botschaft vom Finanzvorstand. So beginnt der Strom an Nachrichten und Informationen langsam zu fließen, wird stündlich stärker, gegen Abend wieder weniger. Nur aufhören will er nie.
Das Team der Internen Kommunikation steht am Ufer des Flusses, wirft zwischendurch etwas hinein. Kontrollieren kann es den Fluss nicht mehr. Es sind zu viele Newsletter und Blogs, Podcasts und Videos, die ohne das Team entstehen. So hat man es ja immer gewollt: Führungskräfte und Mitarbeitende, die kommunikativ aktiv werden – tatsächlich sind es natürlich immer dieselben wenigen, während die große Masse nur konsumiert.
Nur: Was von all dem ist eigentlich wichtig? Wo produziert sich nur irgendwer, wo erfährt man wirklich mal etwas von Belang? Mit der Vielzahl an digitalen Kanälen wird die Kommunikation im Unternehmen schneller, unmittelbarer, dialogischer, vielfältiger, in Teilen auch individueller. Mit jedem neuen Format aber verlieren alle Formate insgesamt, vor allem verlieren sie: Bedeutung.
Was tun?
1. Zurückblicken und erkennen, was in vordigitaler Zeit wirkte: Das Medium als Event. Ein Magazin, das viermal im Jahr erscheint und Wert auf Substanz und Qualität legt, ist ein solches Event, das nicht einfach „weggeklickt“ wird und ratzfatz im Papierkorb landet. Die seltene Erscheinungsweise, Aufmachung und Professionalität in Optik und Inhalt machen einen Unterschied, der das Magazin von allem flüchtigen Content abhebt – was war gestern noch mal die Top News? Gleiches gilt für die Videoproduktion, die sich in Aufwand und Qualität vom schnell produzierten Clip differenziert. Was aus der Masse der Medien und Kanäle qualitativ herausragt, wird auch wahrgenommen.
2. Kuratieren: Da, wo der Content zu viel wird, muss Orientierung und Überblick geschaffen werden. Hier kann das Team der Internen Kommunikation seine neue Rolle finden: zum Beispiel mit Best of-Medien, die das wirklich wissens-, sehens- und lesenswerte regelmäßig in einem Format versammeln.
3. Den Strom lenken: Es ist gut, wenn möglichst viele im Unternehmen die digitalen Möglichkeiten für Dialog und eigene Beiträge nutzen. Solche Aktivität darf man nicht ersticken. Die Themen setzen allerdings sollte das Team der Internen Kommunikation. Das gelingt etwa über Standards wie „Thema des Monats“, zu dem immer wieder neue Beiträge veröffentlicht werden oder zu dem in Umfragen zu Meinungsäußerung und Dialog motiviert wird.
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