Was bedeutet für dich Kreativität?
Hmm… die Freiheit selbst zu entscheiden in allen Lebenslagen.
Welche Person hat dich zuletzt inspiriert? Und warum?
Bastian Hoffman und Julia Gruner, beides Personen aus der bildenden Kunst. Ihren konzeptuellen Umgang mit Materialien finde ich einfach toll.
Du schießt häufig sehr eindrückliche Porträtfotos. Ein gutes Beispiel dafür ist deine Fotoserie „Women in Transition“ über Frauen, die nach dem Krieg in Bosnien ihr Land neu definieren wollen. Wie erzeugt man Intimität und Nähe in einem Foto?
Ich glaube ein wichtiger Faktor ist Zeit und Teilhabe. Ich muss mir Zeit nehmen – nicht nur für das Foto, sondern vor allem für die Person. Zuhören, Nachfragen, interessiert sein und eine gute Atmosphäre kreieren, in der sich die Portraitierten wohl fühlen. Außerdem mit den Personen entscheiden und überlegen, was zum Projekt passen könnte, beziehungsweise erklären, wieso man es auf diese Weise umsetzt. Niemals bedrängen.
Wie entscheidest du, wie genau du eine Person für ein Foto inszenierst?
Als erstes sehe ich mir die Umgebung an. Gibt es etwas, was mir besonders ins Auge fällt? Eine besondere Lichtstimmung, eine architektonische Besonderheit? Aber auch: Wie ist der Kontext? Muss etwas ersichtlich sein oder ist es mir vollkommen frei gestellt? Dann fange ich erstmal an, auszuprobieren – gerne mit der Person, wenn die Zeit da ist. Dabei stellt sich sehr schnell heraus: habe ich eine:n „Steher:in“ oder „Sitzer:in“. Also eine Person, die Halt braucht oder die sich frei bewegen kann. Man muss einfach sehen, wie die Person agiert und wie ich sie möglichst entspannt inszenieren kann, ohne, dass sie verkrampft.
Welche Personen fotografierst du am liebsten?
Am liebsten fotografiere ich den Menschen von nebenan, der auch etwas zu erzählen hat. Ein weiteres Faible sind KünstlerInnenportraits. Atelierbesuche sind immer spannend. Der berühmte Blick hinter die Kulisse.
Wir sprechen oft von fotogenen und unfotogenen Personen. Was macht jemanden fotogen?
Mhhh… schwierig. Ich finde Personen oft fotogen, die sich selber gar nicht so sehen. Personen, die eine Selbstverständlichkeit in Ihrem Auftreten ausdrücken.
Bei vielen Fototerminen weißt du nur grob, was dich erwartet. Wie gehst du damit um?
In meinen Anfängen war das natürlich besonders aufregend. Aber mit der Zeit lernt man, dass man eigentlich immer etwas findet, woran man sich orientieren kann – und wenn nicht, dann ist es halt mal so! Recherche ist natürlich auch Teil der Vorbereitung und dennoch sollte man sich nicht zum Beispiel auf Aussagen der Protagonisten vor Ort verlassen. Was für den „Nicht Fotografen" oft geeignet erscheint, ist für unsereins doch oft zu klein und unfotogen.