Lange Zeit schien es, als würde die Geschichte Unternehmen 2 recht geben. Doch paradoxerweise deuten nun Zeichen darauf hin, dass bei immer weiter fortschreitender Digitalisierung Gedrucktes wieder eine größere Rolle im Kommunikationsmix zukommen kann.
Pulizzi prophezeit mindestens drei neue Printmagazine 2024
Der amerikanische Content Marketing-Papst Joe Pulizzi hat zu Jahresbeginn prophezeit, dass 2024 mindestens drei „Major Brands“ aufwändig gestaltete, gedruckte Kundenmagazine launchen werden, mindestens vierteljährlich und per Post versandt. Sein Kernargument: „Es war nie schwieriger als heute, online Communities aufzubauen.“
Längst sind deshalb etwa finanzielle Argumente contra Print nicht mehr haltbar. Der Aufwand, im digitalen Raum eine vergleichbare Aufmerksamkeit zu erzielen und dauerhaft zu halten, geht oft weit über die Produktionskosten eines gedruckten Magazins hinaus.
Überzeugende Vorteile von Print
Umgekehrt gewinnen Assets hochwertiger Magazine wieder an Bedeutung. Etwa die einfache Chance, hundert Prozent seiner Zielgruppe sicher zu erreichen. Oder der wissenschaftlich hinreichend erwiesene Vorteil der höheren Glaubwürdigkeit von Printinhalten, beziehungsweise der längeren Aufmerksamkeitsspanne bei gedruckten Inhalten.
Je mehr darüber geklagt wird, wie schwer man digital durchdringt, desto stärker wirken die Stärken von Print in der Diskussion. Hinzu kommt mittlerweile, dass das gedruckte Magazin in einem weithin digitalen Umfeld wieder eine Chance zur Differenzierung bietet.
Der Vergleich zwischen Journalismus und Unternehmenskommunikation hinkt
In der Debatte Print contra Digital wird gern mit der Entwicklung im Print-Journalismus argumentiert. Dort sehe man ja, wohin die Reise geht. Der Unterschied zwischen Verlagen und Unternehmen ist aber, dass die Verlage den Wandel im Gegensatz zu vielen Unternehmen Schritt für Schritt gestalten.
Sie bauen ihre Online-Präsenzen auf und aus und vernetzen sie mit ihren Printmedien. Nicht wenige Unternehmen dagegen machen den radikalen Cut, nicht selten auch aus einem falsch verstandenen Modernitätsverständnis heraus, das Print und Digital in Gestern- und Heute-Schubladen packt.
Fazit
„Entweder oder?“ ist ganz sicher nicht die zielführende Fragestellung für Kommunikationsmanager:innen, die über ihr Medienset nachdenken. Denn das eine kann das andere nie ersetzen, die Kanäle und Instrumente lösen sich nicht gegenseitig ab.
Sie müssen allerdings immer wieder vor dem Hintergrund des sich wandelnden Medienkonsumverhaltens und des sich verändernden Kosten-Nutzen-Verhältnisses neu bewertet werden. Und da spricht derzeit wieder viel für Print.