Fachbeitrag
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2024

Richtig Schluss machen: Wie findet man ein gutes Ende für eine Story?

Erst ein gutes Ende macht einen guten Beitrag. Über die in der Unternehmenskommunikation häufig vergessene Kunst, den richtigen Schluss zu finden.
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Richtig Schluss machen: Wie findet man ein gutes Ende für eine Story?

Erst ein gutes Ende macht einen guten Beitrag. Über die in der Unternehmenskommunikation häufig vergessene Kunst, den richtigen Schluss zu finden.
Richtig Schluss machen: Wie findet man ein gutes Ende für eine Story?

Das Happy End, das große Finale, der dramatische Showdown: In Filmen und Romanen wird der Schluss liebevoll zelebriert und bildgewaltig inszeniert. In Unternehmensmedien hingegen – besonders digitalen – fließen viel Zeit und Gedanken in einen knackigen Einstieg und das Halten der Zielgruppe. Ein rundes Ende für die Geschichte vernachlässigen viele Kommunikator:innen jedoch häufig.

Warum Kommunikationsprofis dem Schluss wieder mehr Aufmerksamkeit schenken sollten und vier klassische Wege, wie sie eine Geschichte gelungen beenden können, darum geht es in diesem Artikel.

Warum ist ein durchdachtes Ende bei einer Geschichte so wichtig?

Seine Wirkmacht erhält das Ende vor allem durch einen psychologischen Effekt: Bei Erlebnissen bleiben uns besonders emotionale Höhepunkte und der Schluss im Gedächtnis. Der Schluss bestimmt außerdem zu großen Teilen, wie wir das Erlebte im Nachhinein bewerten und welche Emotionen wir damit verbinden. Expert:innen nennen das die „Peak-End-Regel“.

Der Ausstieg aus einer Geschichte, egal ob Textbeitrag, Video oder Podcast, ist für das Publikum also die Tür zurück in die Welt. Wie diese gestaltet ist, entscheidet maßgeblich, was die Leser:innen, Zuschauer:innen oder Zuhörer:innen von der Geschichte mitnehmen. Sie bekommen hier Raum, die Informationen einzuordnen, Schlüsse daraus zu ziehen und sich eine Meinung dazu zu bilden. Mit welcher Stimmung, welchen Gedanken, Gefühlen oder Ideen soll meine Zielgruppe den Beitrag verlassen? Diese Frage muss also am Anfang vom Ende stehen.

Was macht ein gutes Ende bei einer Geschichte aus?

Aber wie genau erzeugt man diese Stimmung oder pflanzt diese Ideen in die Köpfe des Publikums? Dazu braucht es zunächst ein gutes Verständnis der eigenen Zielgruppe. Aus dem Wissen über die Erwartungen, die Vorkenntnisse und die Lebensrealität der Community lassen sich dann die richtigen finalen Bilder und Worte ableiten.  

Zudem muss man die Geschichte als Gesamtkonstrukt betrachten. Nur wenn Anfang, Mittelteil und Ende stimmig aufeinander aufbauen und ineinandergreifen, kann eine Kernaussage erfolgreich transportiert werden. Um dieses Miteinander besser zu verstehen, lohnt es sich, einen Blick auf einige klassische Story-Theorien zu werfen.

1. Die drei Säulen der Dramaturgie nach Aristoteles

Die Idee vom Dreiklang einer guten Geschichte aus Anfang, Mitte, Ende stammt aus der Antike. Formuliert hat sie der griechische Universalgelehrte Aristoteles (384-322 v. Chr.). In seiner Theorie sind diese Teile nicht austauschbar und hängen kausal miteinander zusammen. Es gibt ein klares Vorher und Nachher.

Die Funktion des Endes liegt darin, die Veränderung zwischen beidem zu verdeutlichen und dem Erzählten Sinn zu geben. Diese Veränderung bezieht sich nicht nur auf die Protagonist:innen und Situation in der Geschichte, sondern auch auf das Publikum. Denn dieses fühlt mit.

2. Die Storykurve nach Peter Züllig

Der Schweizer Journalist Peter Züllig entwickelte in den 1990er-Jahren die Theorie der Storykurve. Sie illustriert den Verlauf des emotionalen Appells einer Geschichte. Nach Züllig beginnt eine Geschichte mit einem emotionalen Höhepunkt und endet auch wieder mit einem solchen. Allerdings ist der emotionale Appell zum Schluss der Geschichte stärker als jener zu Beginn.

3. Die Heldenreise

Folgt eine Geschichte dem Aufbau einer klassischen Heldenreise, durchlebt der Protagonist im Storyverlauf eine Transformation. Meist findet diese nicht nur im symbolischen, sondern tatsächlich in Form einer Reise statt. Auch hier hat sich also, wie bei Aristoteles, am Ende etwas im Vergleich zum Anfang verändert.

Besonders deutlich wird diese Veränderung, weil der/die Held:in am Schluss an den Ausgangsort der Geschichte zurückkehrt. Hier schließt sich also ein Kreis. Beispiele für diesen Textaufbau finden sich in antiken Heldenepen, aber auch in Disney-Filmen oder Hollywood-Blockbustern wie „Herr der Ringe“ oder „Star Wars“.

 

Welche klassischen Wege gibt es, eine Geschichte gut zu beenden?

Auch erzählende Beiträge wie Features, Reportagen, Porträts oder Kommentare, die in der Unternehmenskommunikation produziert werden, orientieren sich am besten an einer der oben genannten Story-Theorien. Um diese Geschichten zu einem guten Ende zu bringen, gibt es einige typische Wege, die sich in der Regel auf fast alle Beiträge anwenden lassen:

1. Die Klammer

Bei der Klammer bezieht man sich am Ende einer Geschichte wieder auf deren Anfang. Man schließt also auch hier einen Kreis. Besonders effektiv ist es, mit einer szenischen Beschreibung zu arbeiten und zu dieser zurückzukehren. Die Schlussszene sollte dabei die Veränderung verdeutlichen, die zwischen Anfang und Ende statt gefunden hat.

Das kann sich auf eine Veränderung in der Geschichte beziehen oder aber auch auf eine Veränderung bei den Leser:innen, Zuschauer:innen oder Zuhörer:innen, zum Beispiel eine neue Perspektive, die diese durch die Geschichte gewonnen haben. In der Regel gilt: Je stärker der Kontrast zwischen Anfang und Ende, desto größer der Effekt.

Wenn es sich nicht anbietet, wieder in die ganze Anfangsszene einzusteigen, kann man sich auch nur auf einzelne Elemente vom Anfang beziehen, zum Beispiel eine Person, einen Ort oder ein Motiv.

2. Das Zitat

Ein gutes Ende kann auch ein knackiges Zitat von einem der Protagonist:innen sein. Nämlich dann, wenn dieses die Kernaussage der Geschichte in eigenen Worten der Person gut zusammenfasst und nochmal auf den Punkt bringt. Das Schöne: Der/die Protagonist:in bekommt besonderen Raum.

3. Der Ausblick

Besonders bei Geschichten, bei denen der Fokus auf dem Informieren liegt, lässt sich zum Schluss gut mit einem Ausblick in die Zukunft arbeiten. Allerdings gilt es hier zwei Dinge unbedingt zu vermeiden. Zum einen sollte man nicht nochmal einen neuen Aspekt in den Raum werfen und damit neue Fragen aufbringen, die dann unbeantwortet bleiben.

Zum anderen sollte der Ausblick unbedingt konkret und nicht banal sein. Floskeln wie „Ob sich x bewährt, wird die Zukunft zeigen“ oder „Der Ausgang der Diskussion bleibt abzuwarten“ verwässern die Kernaussage des Beitrags und wirken beliebig.

4. Das Fazit

Es ist der Klassiker schlechthin für SEO-optimierte Online-Texte: das Fazit. Vielleicht macht man es sich dadurch etwas einfach, allerdings hat dieses Ende durchaus seine Berechtigung. Denn wer mit einem Beitrag eine konkrete Frage seiner Zielgruppe beantworten will, erfüllt damit genau die Erwartungen seines Publikums. Auch hier rundet man das Ganze also ab, indem man einen Kreis schließt. Wichtig hierbei: Das Fazit muss wirklich Mehrwert bieten und sollte nicht zu allgemein gehalten werden.

 

Das eine perfekte Ende gibt es nicht

Das eine richtige Ende für eine Geschichte gibt es nicht. Auch das ist eine Floskel, aber sie ist wahr. Oft kann es sogar sinnvoll sein, mehrere Enden zu testen und sich erst dann für eine Variante zu entscheiden. Auch was den Arbeitsprozess angeht, gibt es kein richtig oder falsch.

Während für manche Autor:innen der Schlusssatz unbedingt stehen muss, um eine Geschichte überhaupt erst zu entwickeln, ergibt sich für andere das Ende erst am Schluss der Arbeit. Sinn macht es so oder so, sich schon beim Sichten des Recherchematerials besonders spannende, emotionale oder pointierte Zitate, Szenen oder Fakten herauszusuchen, die sich potenziell für ein Ende anbieten.

Das Happy End, das große Finale, der dramatische Showdown: Auch Unternehmensmedien haben so einen Abschluss verdient. Und am Ende tut man damit nicht nur seinem Publikum einen Gefallen, sondern auch sich selbst. Was gibt es schließlich Befriedigenderes, als nach intensiver Recherche und langer Schreibarbeit hinter einen stimmigen letzten Satz einen Schlusspunkt zu setzen.

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Geschrieben von Zimmermann Editorial

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