Fachbeitrag
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2023

Kommunikationskongress 2023: Tage der Erkenntnis

Die Informationsflut steigt, die Komplexität wächst, die Gräben werden tiefer – der Kommunikationskongress 2023 zeigte, dass Unternehmen in vielen Fragen der Unternehmenskommunikation an Grenzen stoßen. Und jetzt?
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Kommunikationskongress 2023: Tage der Erkenntnis

Die Informationsflut steigt, die Komplexität wächst, die Gräben werden tiefer – der Kommunikationskongress 2023 zeigte, dass Unternehmen in vielen Fragen der Unternehmenskommunikation an Grenzen stoßen. Und jetzt?
Kommunikationskongress 2023: Tage der Erkenntnis

Michel Friedman, Stargast der großen Abendveranstaltung des Kommunikationskongresses, möchte im Live-Interview über die aktuelle Lage der Nation unbedingt etwas loswerden. Er richtet seine Worte direkt ans Publikum: „Sie sind nicht hilflos!“ Eigentlich geht es ihm in diesem Moment um die wachsende Bedrohung der Demokratie von rechts. Allerdings spricht Friedman damit – sicher unbewusst – auch ein unbestimmtes Gefühl an, das offenbar nicht wenige Kongressteilnehmer derzeit beschäftigt.

Kommunikator:innen in der Selbstkrise
Viele Kommunikator:innen, so zeigte es sich auf dem Kommunikationskongress in den Panels, den Vorträgen, den Fragen aus dem Publikum und den Gesprächen in den Pausen, stehen dem Wandel, der sich in ihrem Metier rasant vollzieht, zunehmend ernüchtert gegenüber. Die Fliehkräfte dieses immer schneller werdenden Wandels bedrohen vor allem den Zusammenhalt der Belegschaften in den Unternehmen.

Gräben brechen immer weiter auf. Jene zwischen Blue-Collar- und White-Collar-Workern, zwischen jungen und älteren Generationen, Zukunftsoptimisten und -pessimisten, „Woken“ und Konservativen, digitalen Pionieren und Skeptikern, Balance-Suchenden und Leistungsfetischisten. Und die Kommunikator:innen stehen dazwischen und fragen sich: Was tun? Wie gehen wir mit dieser Vielfalt um? Wie können wir wieder ein Miteinander schaffen? Wie erreichen wir unsere Klientel am besten? Was kann und soll Kommunikation überhaupt noch?

Viel Hype, wenig Effekt
Viele scheinen enttäuscht von den in den letzten Jahren propagierten, vermeintlichen Allzweckwaffen. Sie sitzen in neuen, modernen Newsrooms und stellen fest, dass integrierte Kommunikation trotzdem nicht gelingt. Sie haben eine Mitarbeiter-App gelauncht, doch geklickt wird nur der Kantinenplan. Sie haben einen Purpose formuliert, doch den kennen und fühlen im Unternehmen die wenigsten. Und jetzt?

Sinnbildlich steht eine Szene aus der Podiumsdiskussion mit dem vielversprechenden Titel „Mind the gap! Wie die Interne Kommunikation Mitarbeitende in modernen Arbeitswelten verbinden kann“. Am Ende fragt ein Kongressteilnehmer aus dem Publikum, wie er denn nun seine Mitarbeitenden aus der Chemie-Produktion und seine Mitarbeitenden aus dem „Teppichland“, aka den Büros, konkret wieder zusammenbringen könne. Die Antwort vom Podium ist nur ein schlechter Trost: „Das Problem haben viele Unternehmenskommunikations-Teams. Ich kann Ihnen nur sagen, Sie sind nicht allein.“ Na bravo.

Keine Panik
Tatsächlich ist der Werkzeugkasten der Kommunikator:innen randvoll. Nur: Manchmal fühlt es sich an, als würde man versuchen, mit einem Hammer eine Schraube in die Wand zu drehen. Irgendwie will das digitale Involvement-Influencer-Dialog-Aktivierungs-Feuerwerk nicht zünden. Viele Unternehmen, so viel wird nach zwei Kongresstagen klar, sind noch immer im „Trial-and-Error“-Modus.

Trotzdem war die Stimmung am Ende nicht hoffnungslos. Aus zwei Gründen: Zum einen haben sich auch viele Best-Practise-Beispiele gefunden, von denen man sich inspirieren lassen konnte – im Guten wie im weniger Guten. Zum anderen war da am Schluss die Erkenntnis – und damit auch die Hoffnung –, dass man als Kommunikator:in nicht auf jeder Hochzeit tanzen muss. Man muss nicht jeden Content durch alle Kanäle blasen, nicht in jedem neuen Universe sofort präsent sein, nicht jedes fancy Gamification-Tool in der App haben – nur weil es das gibt und weil es geht.

Wer noch keinen Newsroom hat, der weiß nach diesen zwei Tagen von Berlin: Kein Problem. Und alle wissen: Trotz KI und Metaverse geht es auch 2023 ff. immer noch um die Basics: seinen Zielgruppen zuhören und sie verstehen und dann mit treffenden Inhalten einen Weg finden, sie zu erreichen und mit ihnen zu interagieren.

Bild: Kommunikationskongress, Copyright: © 2023 Quadriga Media Berlin GmbH

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Geschrieben von Zimmermann Editorial

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